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Wenn nur einer an der Beziehung arbeiten möchte – was tun?

Es ist ein Moment, der vielen Menschen in einer Beziehung bekannt vorkommt: Man spürt, dass etwas nicht mehr stimmt, dass Nähe verloren geht, Gespräche oberflächlicher werden oder Konflikte sich häufen. Und während man selbst bereit ist, hinzusehen, zu reflektieren und an der Beziehung zu arbeiten, scheint der Partner oder die Partnerin sich zurückzuziehen – oder gar kein Problem zu sehen.

In meiner Arbeit als Paarberaterin erlebe ich diese Konstellation häufig. Eine Person kommt in die Beratung, voller Hoffnung, aber auch mit einer tiefen Verunsicherung. Die Frage, die sich stellt, ist oft dieselbe: Kann ich allein etwas verändern? Oder ist es sinnlos, wenn mein Gegenüber nicht mitzieht?

Die Antwort darauf ist nicht einfach, aber sie beginnt mit einem ehrlichen Blick auf die eigene Situation. Beziehungen leben von Gegenseitigkeit – von gemeinsamem Wollen, von geteiltem Engagement. Doch auch wenn der andere sich (noch) nicht öffnet, bedeutet das nicht, dass alles verloren ist. Veränderung beginnt oft bei einem selbst. Wer bereit ist, sich mit den eigenen Bedürfnissen, Erwartungen und Mustern auseinanderzusetzen, kann neue Impulse setzen. Manchmal reicht ein Perspektivwechsel, ein anderer Umgang mit Konflikten oder eine neue Art der Kommunikation, um Bewegung in die Beziehung zu bringen.

Wichtig ist dabei, sich selbst nicht zu verlieren. Es braucht Klarheit darüber, was man selbst braucht, was man bereit ist zu geben – und wo die eigenen Grenzen liegen. Denn so sehr man sich eine gemeinsame Entwicklung wünscht, so sehr darf man auch darauf achten, dass man nicht allein die Last trägt.

In solchen Momenten kann es hilfreich sein, sich Unterstützung zu holen – auch wenn der Partner nicht mitkommt. Eine Einzelberatung bietet Raum für Reflexion, für emotionale Entlastung und für neue Orientierung. Sie kann helfen, die eigenen Handlungsspielräume zu erkennen und Entscheidungen zu treffen, die sich stimmig anfühlen.

Und manchmal, ganz leise und unerwartet, verändert sich etwas. Der andere beginnt, Fragen zu stellen, wird neugierig, spürt, dass da jemand nicht aufgibt, sondern sich ehrlich mit der Beziehung auseinandersetzt. Es ist kein Versprechen – aber eine Möglichkeit.

 

Wenn du dich gerade in einer solchen Situation befindest, möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Dein Wunsch nach Verbindung, nach Entwicklung, nach einem gemeinsamen Weg ist wertvoll. Und auch wenn der Weg nicht immer leicht ist – er darf dich stärken, dir Klarheit schenken und dich näher zu dir selbst bringen.