Misstrauisch eifersüchtiges Verhalten ist vielleicht zu Beginn der Paarwerdung, mit allen ersten Unsicherheiten der Verliebtheit zu beobachten. Sie liebt mich, sie liebt
mich nicht, sie liebt mich… Zudem gibt es dieses Misstrauen
verständlicherweise nach einer Affäre und Fremdgehen.
Ich beobachte es aber auch nach einer Trennung und einem nachfolgenden Neubeginn in der Paarbeziehung.
Ähnliches gibt es auch, wenn ein neugeborenes Kind liebevolle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Hier sind wir plötzlich zu dritt. Ist das ein Angriff auf unser Zusammenleben als Paar? Geht es jetzt nur noch um das Kind? Wo bleibt die Zeit
für uns zwei als Liebespaar? Eifersucht und Misstrauen mag es auch geben, wenn
viel Zeit und Hingabe in die eigene berufliche Karriere investiert wird.
Vermutlich immer dann, wenn die Exklusivität des Paarseins vermeintlich oder
tatsächlich infrage gestellt wird.
Das bloße Schwingen des Pendels in die ein oder andere Richtung, zwischen Vertrauen und Misstrauen, muss noch nicht beziehungsabträglich für eine Paarbeziehung sein.
Im normalen Schwingungsbereich sind PartnerInnen vielleicht motiviert, umeinander zu werben. Sie werden angehalten, sich für das Besondere der Beziehung zu engagieren. Zudem ist dies auch eine Einladung an einzelne PartnerInnen, für die eigenen Bedürfnisse nach Freiräumen zu sorgen.
Persönliche Freiräume und das gemeinsame Wir
Nicht in jeder Paarbeziehung gelingt dieses Austarieren konfliktfrei. Auseinandersetzungen und Verunsicherungen
begleiten das Ausbalancieren. Zudem fordern Misstrauen und eifersüchtiges Verhalten eine Paarbeziehung gehörig heraus. Des Weiteren auch den oder die eifersüchtig misstrauische PartnerIn und den oder die kritisch Beäugte(n) selbst.
Die Ausgeglichenheit zwischen persönlichen Freiräumen der einzelnen
PartnerInnen und der gemeinsam verbrachten Zeit gerät ins Ungleichgewicht. Oder
es wird vermutet, dass ein solches Ungleichgewicht bestehe. Während ein(e)
Partner*In mehr Vertrauen und Freiräume einfordert, ein Mehr an Unabhängigkeit
möchte, sucht der andere vielleicht viel Nähe.
Unter Umständen begreift er oder sie das Bedürfnis nach Distanz und Rückzug nicht
als Wegbewegung aus der Paarbeziehung. Dass dahinter auch der Wunsch nach
Zeit für sich als Individuum stehen mag, wird übersehen. Eine Paarbeziehung mit
Nähe rund um die Uhr ist aufgrund der Masse an verbrachter Zeit noch nicht
automatisch eine qualitativ hochwertige Paarbeziehung.