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Depression - eine harte, traurige und oft lange Prüfung in Beziehungen. Holen Sie sich unbedingt Hilfe!

Die erste Frage die sich der Partner oft stellt.“ „Liegt es vielleicht an mir?“

Es fing alles so gut zwischen uns an.

Als wir vor zehn Jahren ein Paar wurden, begann mein Leben zu leuchten. So empfand ich es jedenfalls. Nie zuvor hatte ich mich so wertgeschätzt, unterstützt und geborgen gefühlt. Wir genossen jede gemeinsame Minute, hatten viel Spaß und Sex und schmiedeten sehr bald Zukunftspläne.

Doch dieses ungetrübte Glück dauerte nur etwa drei Monate. Er meldete

sich tagelang nicht, hatte sein Handy oft aus. Er war blass, erschöpft und

ständig müde. Ich war sehr verunsichert: Will er mich nicht mehr? Oder ist er

nur von der Arbeit so gestresst? Als Webentwickler arbeitete er oft bis in die

Nacht. Seine Freunde sagten mir, das wird schon wieder, er sei auch früher oft

müde gewesen, es hätte nichts mit mir zu tun. Und das sagte mir mein Mann auch.

Aber es beruhigte mich nicht. Er wurde immer teilnahmsloser, schwächer und

düsterer. Und als sich das auch nach Wochen nicht besserte, ließ er sich

ärztlich untersuchen. Mir war damals nicht klar, was die Diagnose "Depression" bedeutet. Wie langwierig und kompliziert das ist. Dass es keine schnelle Heilung gibt und wie kräftezehrend und unerträglich eine Depression für beide Seiten ist.

Ich habe die Depression völlig unterschätzt. Ich hatte in den folgenden Jahren einen Partner, der still, dunkel und kaum belastbar war. Der ständig schlafen wollte und nur wenig körperliche Nähe zuließ. Der nicht mit mir ins Kino ging und auch nicht in den Urlaub fuhr. Um den ich mir sehr viele Sorgen machte. Wenn ich zu viel von ihm verlangte, zog er sich zurück. Ich musste oft weinen in dieser Zeit, war

unglaublich einsam und verzweifelt, tröstete mich mit Alkohol. Viele meiner

Freunde verstanden nicht, warum ich mir das antue. Ich konnte es ihnen nicht

erklären. Ich habe oft über Trennung nachgedacht. Aber schon allein die

Vorstellung, sich wirklich zu trennen, fühlte sich merkwürdig theoretisch an.

Ich wollte nicht ohne ihn sein. Ich hatte immer die Hoffnung, dass es wieder wird

und der Mann zurückkommt in den ich mich mal verliebt hatte.

Es gab Tage, da war es wie am Anfang und es war ja auch nicht alles

hoffnungslos: Tom hat sich von Anfang an bemüht, seiner Depression etwas

entgegenzusetzen. Er war für alle Hilfsangebote offen, nahm Antidepressiva,

machte eine Beratung, fing mit Joggen und Bouldern an, weil Bewegung die

Depression lindern kann. Das waren zwar alles keine Wundermittel, aber jede

kleine Verbesserung von Toms Zustand schenkte uns ein bisschen Zuversicht.

Es gab Momente, auch mal ganze Tage, in denen unsere Liebe so leicht war wie zu

Beginn. In denen wir wie ganz normale Paare auf dem Sofa saßen, Pizza aßen,

Lieblingsserien guckten, zum Sport gingen, tiefe Gespräche führten, Spaß

hatten. Und irgendwann, nach langer Zeit, wurden aus diesen leichten Tagen

wieder ganze Wochen, die nahezu unbeschwert waren.

Heute ist Toms Depression so gut wie überwunden. Es gibt zwar immer noch schwache Tage, dann zieht er sich zurück und versinkt in seiner Dunkelheit – aber das passiert nur selten. Ich bin dankbar dafür, dass die schlimmsten Zeiten hinter uns liegen. Aber auch dafür, was sie aus uns gemacht haben. Denn die Depression war nicht nur schrecklich. Sie hat auch unseren Blick geschärft und unser Herz geöffnet. Wir haben uns beide Unterstützung durch eine Lebensberaterin geholt und haben gelernt, darauf zu achten, was uns guttut. Wir haben ungesunde Gewohnheiten aufgegeben und einige Freundschaften auch. Wir sind von der Stadt aufs Land gezogen, leben nun in einem Haus, zusammen mit Katzen, Hunden, Enten und Hühnern, umgeben von Natur und Ruhe, das ist herrlich. Hier haben wir uns eine kleine heile Welt erschaffen, in der wir die Verzweiflung der letzten Jahre ein wenig vergessen können.